“Geht’s?” Der Sportler, den ich erblicke, als ich meinen Kopf zur Seite hebe, ist etwa 30 Jahre alt und streckt mir seine Hand entgegen. “Ja, danke, kein Problem!” erwidere ich und bin auch schon unter dem Stacheldraht hervorgekrabbelt. Ich wünsche noch einen angenehmen Run und jogge weiter. Kiss of Mud 2.0 heißt das Hindernis, das ich gerade hinter mir lasse und meine dunkelbraun matschige Gesichtshälfte bestätigt, dass es seinen Namen zurecht trägt. Weiter geht es mit einem Rutsch- und Taucherlebnis im Eiswasser, Slalomaktionen zwischen Elektroschockschnüren und Baumstammtragen. Ich klettere über die immer höher werdenden Berlin Walls und hangele mich affenähnlich an Ringen und Drehscheiben über Wassergräben. Während der Rennstrecken, die bei 30°C Hitze wenigstens ab und an im schattigen Wald verlaufen, bin ich voller Spannung und Vorfreude auf das nächste Hindernis. Von diesen gibt es auf der 16 km langen Strecke insgesamt 25 Stück.
Schon lange wollte ich an einem Matsch- und Hindernislauf teilnehmen, aber zeitlich war bislang immer etwas dazwischen gekommen. Nun endlich stand ich an der Startlinie. Und ich war noch begeisteter als ich es erwartet hatte. Nach jeder Station war ich von neuer Energie gepackt und bei der ein oder anderen auch Stolz darüber, mich überwunden und es geschafft zu haben. Bei einigen Hindernissen war Teamwork unverzichtbar und auf der Strecke herrschte eine tolle Atmosphäre. Fast schon schade, als ich nach 1,5 Stunden das Ziel erreichte.
Als ich mir mit dem Wasserschlauch die erste Matschschicht abgespült habe, gebe ich mich schon zufrieden. Ich streife meine Wechselkleidung über und merke, wie viel leichter sie ist als mein mit Schlamm vollgesogenens Runoutfit. Doch während des Laufs hatte es mir tatsächlich weniger ausgemacht als erwartet. Schon nach den ersten paar Metern war ich so dreckig, dass die anschließenden Obstacles auch keinen Unterschied mehr machten und ich mich voller Elan hineinstürzen konnte. Doch für die Rückfahrt, ist es nun vielleicht doch nicht schlecht, wenigstens nicht mehr ganz so schmutzig zu sein, denn: ich muss irgendjemanden davon überzeugen, mich mitzunehemen.
Bereits die Anfahrt am Morgen war eine halbe Odysee. Um 5 Uhr klingelte der Wecker, damit ich um 10 Uhr meine Startzeit noch einhalten konnte. Über S-Bahn, Regionalexpresszüge, Busse und Wanderstrecke, hatte ich es schließlich geschafft. Zurück schien es am Sonntag gar keine Autoalternative zu geben. Doch kaum hatte ich mit meinem Filzstift “Berlin/Potsdam” auf ein Blatt Papier geschrieben, hielten bereits zwei hilfsbereite Teilnehmende an. In ihrem Auto fand ich zwischen nassen Klamotten und Bassverstärker noch Platz und kehrte heil nach Potsdam zurück.
Ein super Event, das ich unbedingt wiederholen möchte. Da mir 1,5 h Stunden nicht reichen, am besten gleich mit dem vierstündigen Hurricane Heat.