„Newa, das ist doch eigentlich ganz klar!“ Lisa antwortet kaum habe ich die Frage vorgelesen. Sascha zuckt mit den Schultern. „Aber das wäre doch zu eindeutig. Wahrscheinlich ist es irgendetwas auf der Methaebene“, ergänze ich und bewege mich in Richtung des auf der elektronischen Karte eingezeichneten nächsten Standpunktes. Vergebens suchen wir anschließend die dort angebrachte Plakette zum Gedenken an das Wasserholen zu Zeiten der Leningrader Blockade. Doch es ist die einzige, die wir nicht persönlich zu Gesicht bekommen, auch wenn wir nichtsdestotrotz die richtige Antwort herausfinden. Ich hatte Recht: „Aus einem Eisloch“ – wollten die Ersteller der geschichtlichen Stadtralley als Antwort lesen. Die Tour erklärt weiter, warum die lange Verkaufsreihe am Newski Prospekt als „Gasthof“ bezeichnet wird, obwohl sie so gar nicht an einen Gasthof im deutschen Sinne erinnert. „Gast“ steht in diesem Fall für „Verkäufer“ – nun ergibt die Kombination aus Wortwahl und dem langgezogenen gelben Gebäude auch wieder Sinn: das Gebäude in dem sich heute Touristengeschäfte an Cafés reihen, fungierte früher als eine Art Markthalle.
Im Zuge der weiteren Ralley entdecken wir Katzenstatuen, die an die Rettung vor der Rattenplage während der Blockadezeit erinnern sowie Nachbildungen der Lautsprecher, die ganz Sankt Petersburg mit Musik und Gedichten beschallten sowie die Warnung vor Luftangriffen übernahmen. Auch interessant: das Gebäude des Radios, in dem zahlreiche Kunstschaffende noch während der Blockadezeit weiter arbeitenden.
Insgesamt sind wir etwa eine Stunde lang unterwegs, um die zehn Stationen der geschichtlichen Stadtralley rund um den berühmten Newski-Prospekt im Zentrum Petersburgs zu besuchen und die Fragen zu beantworten. Mit nach Hause nimmt meine Gruppe bestehend aus zwei russischen Freiwilligen und mir nicht nur ein kleines Büchlein mit geschichtlichen Hintergründen als Belohnung der richtigen Antworten, sondern auch schöne Eindrücke der beleuchteten Stadt am herbstlichen Abend und viele neue Gedanken, die seitdem auf dem Weg entlang der Straßen immer und immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden.