„One, two, three…“ Mit aller Kraft stemmen wir uns gegen den Wagen. Die Räder drehen sich auf der matschigen Plane, doch sie bekommen keinen Griff. Es nutzt nichts, wir brauchen den Kleinbus.

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Es ist der letzte Tag unserer Arbeitsmaßnahmen – allerhöchste Zeit, den Kampf gegen Rosa Rugosa anzutreten- eine Hagebuttenart, die zunächst für den Küstenschutz angepflanzt wurde- und nun die Küsten überwuchert. Mit den perfekten Standortbedingungen schafft sie es, die gesamte Küste entlang wiet nach oben zu wachsen, sodass sich in ihrem Dickicht sogar Ratten einnisten. Ihre stacheligen Stämmchen machen das Wegschneiden und -tragen nicht einfacher. Doch wir geben alles. Der ganze Küstenabschnitt, der vor uns liegt, wird mit Freischneidern, großen Gartenschären und händisch abgesägt und abgetragen. Zwei Anhänger sind hochgestapelt, als wir am Nachmittag einpacken. Nun folgt das Beschatten des Feldes. Planen werden über drei Jahre ausgelegt, damit die Wurzeln absterben und sich eine neue rosa rugosa – freie Küstenlandschaft bilden kann. Doch das, überlassen wir den Angestellten der Integrierten Station Geltinger Birk – denn unsere Internationale Gruppe wird das schöne Naturschutzgebiet zwischen Flensburg und Kiel am kommenden Tag leider verlassen.

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Zwei Wochen haben sich zehn Jugendliche in Gammeldamm, unweit vom Leuchtturm Falshöft einquartiert. Aus Russland, Mexiko, Polen, Italien und Deutschland sind wir zusammengekommen, um den FÖJlern, Praktikanten und Festangestellten unter die Arme zu greifen. Unser Hagebuttenkampf war dabei nicht das einzige Highlight:

Beim Abtragen einer Feuchtwiese durften wir selbst das 6km/h schnelle Gefährt bedienen und fleißig das Gras zusammenstampfen:

An einem äußerst verregneten Tag durften wir die Arbeit mit einer Koniks- und Vogelwanderung ersetzen. Konigs sind die zur Naturschutzerhaltung im Gebiet lebenden Wildpferde:

Die spätblühende Traubenkirsche erkennt inzwischen jeder von uns. Zweieinhalb Tage lang durften wir nach ihr suchen und die Zoonose abschneiden, um den Lebensraum für andere Pflanzenarten wieder zugänglich zu machen:

Zur Begeisterung aller schafften wir es mit ein paar Überstunden, an einem Nachmittag die Einfanganlage der Wildpferde neu auszulegen – einmal im Jahr werden die Wildpferde hier zusammengetrieben, um die neuen Fohlen zu registrieren und nach der Gesundheit aller zu schauen:

Natürlich durften auch die ersten Erfahrungen am Steuer(und in der Baggerschaufel) eines Traktors nicht fehlen:

ISGB (25)

Neben der Arbeit war es spannend, wie sich die Gruppe selbst organisierte und sich die Gruppendynamik entwickelte. So machten wir beispielsweise einen Ausflug in das verregnete Flensburg, eine Woche später eine Wanderung samt Schiffstour von Flensburg nach Glücksburg und wieder zurück, besuchten den Leuchtturm und bekamen eine private Führung einer begeisterten Hobbygärtnerin aus dem Dorf. Auch machten wir uns auf zum Dannewerk und ins Haithabu um etwas über die Dänische Minderheit und die früheren Wikingersiedlungen zu erfahren, ruderten sogar selbst mit einem Wikingerboot und lernten, ohne Feuerzeug, ein Lagerfeuer zu entfachen.

Die restliche Zeit hieß es: kochen, backen, einkaufen. Dank der vielen Äpfel, die wir geschenkt bekamen, war der selbstgemachte Apfelmus der Toprenner, aber auch Apfelkuchen, Ofenschlupferl und veganer Dinkelkaiserschmarrn kamen gut an:

Die große Zahl an Fotos, die wir am Ende zusammensammelten symbolisiert das gemeinsame Workcamp recht gut: Zwei Wochen voller Eindrücke, die es wert sind, in Erinnerung zu bleiben.