Ich stehe mitten in der Einkaufspassage und kann die Ausgänge derselbigen gar nicht mehr erblicken. Ich traue mich nicht, eine genaue Zahl der Zuschauerschaft, die sich spontan um uns herum versammelt hat, zu raten, aber es sind mindestens 300 Personen. “Hier treffen wir uns dann nachher zum Einsingen”, so entschied unser Chorleiter Matthias Böhringer eine Lösung für unser Raumproblem zu finden, als er uns in die Mittagspause entließ. Denn vor dem ersten Konzert an diesem Wochenende, an dem wir aktiv beteiligt waren, gab es keinerlei Räumlichkeiten um unsere Stimmbänder zu erwärmen. Bereits während den ersten Zwerchfell- und Murmelübungen blieben einige Passanten stehen. Als wir dann einige der Stücke anstimmten, drängten sich immer mehr Menschen von der Straße in den Passagengang. Ein rührendes Publikum, dem wir während unseres Einsingens Freude bereiteten.
Dieses schöne Ereignis recht zu Beginn des anspruchsvollen Wochenendes in Leipzig beschreibt die bezaubernde Stimmung vor Ort sehr gut. Eine Stadt voller Musik – und das nach zwei Jahren dauerhafter Verschiebungen. Bereits 2020 hatte ich mich darauf gefreut, in Leipzig das Deutsche Chorfest miterleben zu dürfen – doch dann machten die Corona-Maßnahmen dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Nicht nur die Probenphasen, auch die Auftritte fielen ins Wasser. Unsere Onlinechoraktivitäten waren zwar auch nett, aber nicht das, was wir uns erhofft hatten. Umso mehr genossen wir als Sänger:innen die Tage in Leipzig. Der Austausch zwischen den Gruppen, die Konzertbesuche der anderen Chöre, angefangen bei Kinderchören über Musicalperformer bis hin zu Jazz-Gruppen. Wir selbst bezauberten das Publikum in der Nikolaikirche sowie der Friedenskirche, letzteres im Rahmen des Programmpunkts Nachtklänge, am Samstagabend als Festkonzert. Unsere Stücke reichten dabei von Klassikern der Chormusik, wie z.B. “Gib unsern Fürsten” von Heinrich Schütz bis hin zum Motivationsmacher “Sing mal wieder” der Wise Guys. Unseren abschließenden Höhepunkt des abendfüllenden Programms, überschrieben mit dem Titel “Sing for future”, bildete das Stück “Spirit of Brotherhood” womit wir einige Zuschauenden zum Mitsingen, einige sogar zum rührenden Mitweinen animierten.
Auch wenn das Erlebnis in der Kirche einmalig war, gibt es die Stücke als Aufnahmen für alle noch einmal zum Nachhören.