Seit 2019 bin ich als sogenannte Wandercoachin des netzwerk n aktiv. Eine wahnsinnig tolle Organisation zum Voranbringen der nachhaltigen Entwicklung an Hochschulen. Nach zahlreichen Wochenendworkshops, die ich an unterschiedlichen Bildungseinrichtungen angeleitet habe, dem Inputgeben auf Kongressen und dem Moderieren von Diskussionsrunden, habe ich im Juli diesen Jahres mein erstes Onlinecoaching abgehalten.

„Und ihr seht mich jetzt ganz groß an eurer Leinwand?“ Ich schmunzle, als ich die nickenden Köpfe auf meinem Laptop sehe und sich die Vorstellung, als überdimensionaler Kopf im Seminarraum projiziert zu sein, verbildlicht. „Na, dann lasst uns durchstarten“. Es ist ein warmer Donnerstagabend, als das Team des Green Office sowie der nachhaltigen Studierendeninitiative der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin (IPU) zusammenkommen. Die „Wetterberichte“, die in der Vorstellungsrunde als Metapher der aktuellen Stimmungslage geteilt werden, zeichnen mehrheitlich eine leichte Müdigkeit durch vorhandene Wolken ab, die jedoch nicht dick genug sind, um die motivierenden Sonnenstrahlen zu vertreiben, die die Vorfreude und die positiven Erwartungen für das Treffen repräsentieren. Das Thema, das heute im Fokus steht, ist die Strukturierung der Umweltaktivitäten der Universität. Darüber, dass ein Green Office etabliert wurde und bezahlte Angestellte in diesem Zuge vieles bewegen können, sind alle in der Runde glücklich. Dennoch ergeben sich dadurch einige Komplikationen: Wie sollen die studentisch ehrenamtlich Aktiven und die hauptamtlichen Mitarbeitenden die anfallenden Aufgaben aufteilen? Wie sollen sie sich nach außen darstellen? Die Themen spannen angefangen von einem getrennten oder doch gemeinsamen Social-Media Auftritt bis hin zur Anlaufstelle für Ideen vonseiten der Studierenden. Auch soll die Art und Weise von gemeinsamen abgehaltenen Meetings besprochen werden.

Das Coaching von 90 Minuten kann bei all diesen komplexen Themenfeldern Struktur bieten. Durch das Aufteilen in Murmelgruppen der beiden Initiativen, dem Zusammenbringen von Paaren mit jeweils einer Person der Studierendengruppe und einem Mitarbeitenden des Green Office, ermöglichen es, die Diskussionen zu fokussieren. Auch werden menschliche Standbilder gebaut, die die Rolle der Initiativen verdeutlichen und symbolische Verbindungen zwischen beiden Stakeholdern figurativ darstellen.

Am Ende des Coachings sind die Wolken am metaphorischen Himmel als Gedankenblasen in die Köpfe der Teilnehmenden gewandert. Denn beantwortet ist am Abend noch lange nicht alles. Dennoch zeigen sich die Teilnehmenden optimistisch und lächeln in die Kamera. Viele äußern, dass sie das Treffen positiv überraschte, sie nicht ganz wussten, was sie erwarten sollten und nicht dachten, in solch kurzer Zeit so weit zu kommen. Themencluster sind eingeteilt, Aufgaben zugewiesen und feste Meetingzeiten zur Weiterarbeit an den Strukturen veranschlagt. Ich selbst werde von den lächelnden Gesichtern angesteckt und verabschiede mich inspiriert in den Abend – mir vorstellend wie riesig meine eigentlich so zierliche Hand nun gerade vor ihnen an der Leinwand herumwedelt.